Die Jury-Mitglieder 2024

Babsi Vigl

„Klettern und Geschichtenerzählen sind seit langem eng miteinander verbunden… Eine Tour zu begehen – sei es erfolgreich oder erfolglos, im Klettergarten hinter der Haustüre oder auf einem hohen Gipfel – bedeutet, eine eigene Geschichte zu erschaffen und mit Körper und Geist nachzuzeichnen“, so liest man im High Camp-Newsletter 2022 des US-amerikanischen Magazins The Alpinist. Für Babsi Vigl, geboren 1989 in Innsbruck und aufgewachsen in den Bergen des Montafon, sind Alpinismus und Geschichtenerzählen seit jeher Konstanten, und sie haben sich im Lauf ihres Lebens zu Leidenschaften entwickelt. Als Alpinistin ist Vigl seit gut zwanzig Jahren in allen Ecken der Welt unterwegs. Als Autorin versucht sie, die Faszination der Auseinandersetzung mit wilden Landschaften und Wänden, Freundschaften, Begegnungen mit anderen und sich selbst im Kontext Alpinismus festzuhalten. Dabei geht es ihr vor allem um ein postheroisches Geschichtenerzählen, das ein ganzheitliches Bild der Protagonisten zeichnet. 2021 erschien in The Alpinist ihr Text „Elysium“ – seither veröffentlicht sie in The Alpinist, bergundsteigen, Climax sowie auf der Internetplattform planetmountain.com. Derzeit schreibt Vigl an ihrem ersten Buch. Zudem arbeitet sie als selbständige Ergotherapeutin und staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin. Seit 2024 leitet sie den Frauen-Alpinkader der Naturfreunde Österreich.

Josef “Sepp” Wörmann

Geboren 1953 im bayerischen Alpenvorland, unternahm Sepp Wörmann im Alter von 15 Jahren erste Klettertouren in den Ammergauer und Tannheimer Alpen sowie im Wettersteingebirge. Ganz im Stil der Zeit waren er und seine Freunde damals in Lederschuhen und Brustgurt und mit spiralgeflochtenem Einfachseil unterwegs: „mit Begeisterung und Übermut viel erlebt und manchmal überlebt“. Seine erste Arbeitsstelle als Fernmeldesekretär hätte ein Beamtenjob auf Lebenszeit werden können. Stattdessen entscheidet sich Wörmann 27-jährig für die Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- und Skiführer. 1980 hängt Wörmann seinen Brotjob endgültig an den Nagel, um bei einer großen Bergfilmproduktion von Gerhard Baur in der Eiger-Nordwand mitzuarbeiten. Ursprünglich für die Sicherheit der beteiligten Akteure zuständig, wird Wörmann flugs zum Tonmann von „Der Weg ist das Ziel“ erkoren. Schließlich holt ihn Hermann Magerer, Macher der Bergsteigersendung „Bergauf- Bergab“, zu sich ins Team und macht „das Naturtalent“ zum Kameramann. Über 30 Jahre lang prägt Wörmann mit einer ebenso prägnanten wie einfühlsamen Kameraführung die Bildsprache der Bergsteigersendung. Dabei ist es ihm stets wichtig, „die Menschen vor der Kamera respektvoll darzustellen, für eine Weile in ihrer Welt zu leben und zu versuchen, ihnen gerecht zu werden“. Am liebsten natürlich in der schönsten Kulisse der Welt, den Bergen.

Nicholas Hobley

Halb Engländer, halb Südtiroler, geboren 1973. Nicholas Hobley fing als 13-Jähriger in Wales mit dem Klettern an. Trotz des ständigen Nieselregens war ihm sofort klar, dass die Berge in all ihren Formen sein Leben prägen würden – wobei er gesteht, dass das schottische Mixedklettern nicht unbedingt sein Ding ist. Nachdem er in Manchester Sprachen studiert hatte, zog er nach Padua und gründete 1996 zusammen mit Freunden die Internetplattform planetmountain.com. Damals war Internet nicht nur in Italien kaum ein Begriff, Google und Social Media existierten noch nicht. Doch im Laufe der Jahre etablierte sich die Webseite als eine der wichtigsten – und inzwischen ältesten – Informationsbörsen der Bergbranche. Planetmountain.com war Partner vieler wichtiger Bergfestivals, vom Piolet d‘Or über den Rock Master in Arco bis hin zum Trento Film Festival. Zwischenzeitlich übersetzte Hobley verschiedene Kletterbücher vom Italienischen ins Englische. Seit 2022 ist er selbstständig und leitet die Webseite full-time. Er lebt in Triest mit drei Kindern und zwei Hunden. Das Sportklettern und die Berge sind nach wie vor seine große Leidenschaft. Oder Besessenheit, je nachdem, ob man nun ihn oder seine Frau fragt.

Monica Dalmasso

Geboren 1970 bei Nizza, lebt Monica Dalmasso seit über 20 Jahren in Chamonix. Sie war mehrere Jahre lang Mitglied der französischen Kletternationalmannschaft, bevor sie beschloss, sich ausschließlich der Fotografie zu widmen. Ausgebildet wurde sie an der renommierten „Ecole Nationale supérieure Louis Lumière“ in Paris. 1985 drehte Dalmasso mit ihrer Landsfrau Cathrine Destivelle den stilprägenden Kletterfilm „È pericoloso sporgersi“ in der Verdonschlucht. Als Fotografin ist sie ständig auf der Suche nach dem perfekten Moment, der die Beziehung zwischen Mensch und Natur offenbart. Dabei hilft es ihr natürlich sehr, sich schnell und effizient auf Ski, mit Steigeisen, in Fels oder Eis kletternd fortbewegen zu können. Gleichzeitig hat sie genügend Abstand zum Geschehen, um ihr Thema mit einer gewissen Distanz zu betrachten. Dies ermöglicht es ihr, in so unterschiedlichen Bereichen wie Reportagefotografie, Werbung oder Corporate Identity zu arbeiten. Ihre Auftraggeber reichen von Nicht-Regierungsorganisationen über Outdoorfirmen bis hin zu Kunstgalerien.2023 erschien Dalmassos Bildband „Sauvage!“ bei Éditions Glénat. Ihr Kletterfoto „Monolithe“ wurde 2021 beim internationalen Wettbewerb „Paris Sport Photo“ ausgezeichnet; auf der Expo Dubai 2022 wurde dieses Bild neben zwei weiteren ihrer Motive im französischen Pavillon ausgestellt. Dalmasso wird vertreten durch die Pariser Galerie Jean-Denis Walter sowie die Agenturen Saatchi Art und Hémisphère.

Richard Goedeke

Geboren 1939 in Woschkow, aufgewachsen bei Braunschweig, ist Richard Goedeke das, was man als Urgestein des Alpinismus bezeichnen könnte. Der promovierte Geograph und Lehrer im Ruhestand brachte sich 1955 das Klettern selbst bei. Ein Jahr später eröffnete er die erste von insgesamt 1100 Neutouren im Mittelgebirge, wiederum ein Jahr später sammelte er am Stüdlgrat des Großglockners sowie in der Watzmann-Ostwand erste alpine Erfahrungen. Seitdem füllt sich sein Tourenbuch mit Extremklassikern. 1963 gelang Goedeke die Wiederholung des Trollryggen-Ostpfeilers in Romsdalen, ab 1966 unternahm er auch große kombinierte Touren wie die „Sentinelle Rouge“ in der Brenvaflanke des Mont Blanc, den „Walkerpfeiler“ in der Grandes-Jorasses-Nordwand, die „Bonatti-Route“ am Grand Capucin oder das „Couturier Couloir“ an der Aiguille Verte. Auf Goedekes Konto gehen 142 alpine Erstbegehungen in den Sextener Dolomiten, in der Civetta- und Brenta-Gruppe, in Rosengarten, Schiara, Marmarole und am Langkofel, außerdem im Mont-Blanc-Massiv, in den Berchtesgadener Alpen sowie auf Korsika, Sardinien und Kreta.
Seine alpine Erfahrung setzte Goedeke auch in den AV-Führern Pelmo, Schiara, Sextener, Sella und Langkofel sowie mit dem Klassiker „Normalwege auf alle 4000er der Alpen“ um. Sehr lesenswert sind seine Bücher „Luft unter den Sohlen“, „Augenblicke oben“, „Nepalnotizen“, „4000er – Gipfel, Grate, große Wände“ sowie die Autobiografie „Spagat – Ein Leben zwischen Berg und Engagement“. Als Umweltschützer engagierte sich Goedeke seit deren Gründung bei den Grünen sowie als Botschafter für „Mountain Wilderness“, zudem war er in verschiedenen Funktionen beim Deutschen Alpenverein tätig.