Pressetext/Eröffnung
21. Internationales Bergfilm-Festival Tegernsee, vom 16. – 20. Oktober 2024
Bergsteigen als Lebensinhalt
Das 21. Internationale Bergfilm-Festival eröffnet mit vier sehr unterschiedlichen Filmen: mit „Gipfel-Liebe“, „Crying Glacier“, „Diciassette“ und „Let it Bärn“. Der Auftakt im Barocksaal des Tegernseer Schlosses zeigt ein breites thematisches Spektrum und beweist, dass es beim Bergfilm nicht nur um spektakuläre Action in der steilen Wand oder um Höhenrekorde geht. Einige, die bei den Eröffnungsfilmen mitgewirkt haben, sind an diesem Abend extra an den Tegernsee gereist: u.a. Deutschlands bestes Bergsteigerpaar Robert und Daniela Jasper, der Dokumentarfilmer Claus Hanischdörfer sowie der Schweizer Filmemacher Thomas Horat. Überraschungsgast des Abends ist die iranische Regisseurin Marjan Khosravi, die trotz der aktuellen politischen Lagen aus Teheran einfliegen konnte.
Zwei Moderatoren betreten zur Eröffnungsfeier des 21. Internationalen Bergfilm-Festivals die Bühne. „Heute stehen wir zu zweit da“, sagt Michael Pause eingangs und erklärt den Gästen im Saal verschmitzt, was es damit auf sich hat: „Wenn einer so alt ist, wie ich, ist man ein Risiko.“ Da habe er sich mal umgeschaut („ohne Casting“). „Tom Dauer ist der ideale Nachfolger!“ Festival-Urgestein Michael Pause, der letztes Jahr sein 20. Festivaljubiläum feiern konnte, zieht sich zum Ende der diesjährigen Veranstaltung endgültig aus der Organisation des Festivals zurück. Tom Dauer verantwortet ab 2025 das Programm allein. Und was das bedeutet, kommentiert Dauer mit einem breiten Grinsen: „Die Vorarbeit war harte Arbeit.“
Vier der 256 eingereichten Filme haben beide zur Eröffnung mitgebracht, „um zu zeigen, wie breit das Spektrum Bergfilm geworden ist“, sagt Pause. „Gipfel-Liebe“, der Film, den das Publikum im vollen Barocksaal nach den Begrüßungsreden als Erstes zu sehen bekommt, könnte kaum passender sein. Denn das, was den alten wie den neuen Festivalleiter mit dem Großteil des Publikums vereint, ist die Begeisterung für das Medium Film – und die fürs Bergsteigen.
Im Mittelpunkt des ersten Teils des Abends steht also „Gipfel-Liebe“, ein 45-minütiger Dokumentarfilm. Ein Familienporträt, das die 30 Jahre währende Liebes- und Lebensseilschaft von Daniela und Robert Jasper mit all ihren Höhen und Tiefen schildert. Ein Film, der jenseits aller Klischees tiefe Einblicke in das Leben zweier Bergprofis erlaubt. Vor allem in der Eiger-Nordwand haben die beiden spektakulär schwierige Routen gemeistert. „Eine typische Bergsteiger-Beziehung“, sagt Daniela, eine Pionierin im Frauenbergsteigen, die gemeinsam mit Partner Robert am Eröffnungsabend in Tegernsee auf der Bühne steht. „Es geht ständig auf und ab.“ Der Film begleitet das Paar bei der ersten freien Begehung ihrer Route „Nordwestpassage“ in der Eiger-Nordwand (Robert: „mein Wohnzimmer“) und beleuchtet Stationen ihrer Ehe: folgenschwere Unfälle, Krisen, Streitigkeiten und alpine Spitzenleistungen.
Auf eine schöne, fast skurrile Entdeckungsreise können sich die Zuschauer nach der Pause machen. Der Klangkünstler Ludwig Berger zeigt mit dem Kurzfilm „Crying Glacier“ wie wichtig es ist, die Welt um uns herum zu hören. Der Film, bei dem der Ton die Hauptrolle spielt, begleitet ihn bei einem seiner zahlreichen Besuche auf dem Morteratschgletscher in den Schweizer Alpen, wo er faszinierende Klänge sammelt, die für immer verschwinden könnten. Regisseur Lutz Stautner thematisiert das Thema Klimawandel, und das Dahinschmelzen der Gletscher zeigt symbolhaft, was unseren Kindern und Enkeln bevorsteht.
Auch sonst beweisen die beiden Festivalleiter Michael Pause und Tom Dauer in ihrer Auswahl ein Gespür für starke Themen. Der Kurzfilm „Diciassette“ (Siebzehn) im Anschluss ist ein zutiefst berührender Film, denn der Schweizer Filmemacher Thomas Horat hat hier, wie er im Anschluss auf der Bühne erzählt, fast durch Zufall die letzte Zeitzeugin der Partisanenzeit in Norditalien (Lago di Maggiore) gefunden und lässt sie auf die dramatischen und tragischen Ereignisse zurückblicken. Eine beeindruckende Persönlichkeit, eine bewegende Story, teilweise wie eine Graphic Novel erzählt. Ein Bergfilm? Ja, sind sich die Programmverantwortlichen einig. Weil die Berge das Rückzuggebiet der Partisanen waren. Im vierten, letzten und kürzesten Film des Abends, „Let it Bärn“, ist die Aufarbeitung der „Eroberung des urbanen Raums durch die Boulderer“ in der Schweizer Hauptstadt Bern höchst modern umgesetzt.
Ehrengäste gibt es beim Bergfilm-Festival Tegernsee wieder reichlich. Viele sind zur Eröffnung gekommen, Filmemacher, Produzenten und Protagonisten, Vertreter aus Politik und Gesellschaft, Sponsoren, Unterstützer und Bergbegeisterte. Darunter Deutschlands bestes Bergsteigerpaar Robert und Daniela Jasper, der Dokumentarfilmer Claus Hanischdörfer, der Schweizer Filmemacher Thomas Horat und die iranische Regisseurin Marjan Khosravi, die aus Teheran angereist ist. Tegernsees Zweiter Bürgermeister Michael Bourjau, der den kurzfristig an Corona erkrankten Johannes Hagn vertritt und erstmals das Bergfilm-Festival eröffnet, freut sich eingangs in seiner Begrüßungsrede über die rund 5000 Zuschauer, die jährlich dem Festival die Treue halten und dass es nur Gewinner gebe, und jeder Film sein Publikum finde.
Welcher der gezeigten Wettbewerbsfilme am Ende aber nun einen der begehrten Preise erhält? Darüber entscheidet derzeit eine international besetzte Jury. Die Auswahl ist groß. Mehr als 80 Filme werden bis zur Preisverleihung am Samstagabend (ab 19 Uhr im Barocksaal Tegernsee oder im Anschluss in der ARD Mediathek) in fünf Sälen (Barocksaal Gymnasium, Altes Schalthaus, Pfarrzentrum Quirinal, Gesundheitszentrum Medius, Sporthalle) sowie im neuen Kulturzelt im Kurgarten gezeigt. Zu fast allen Vorstellungen sind noch Restkarten erhältlich.
Info: Sonderbüro Bergfilm-Festival Tegernsee, Tel. +49(0)8022-1801 – 37; bergfilm@tegernsee.de, Internet: www.bergfilm-tegernsee.de Im Programmheft und im Internet sind alle Filme sowie das Rahmenprogramm detailliert beschrieben.
Kartenvorverkauf in der Tourist-Information Tegernsee, Tel. +49(0)8022-92738 – 62; tegernsee@tegernsee.com; im Internet: www.bergfilm-tegernsee.de oder www.muenchenticket.de.