Vom Experiment zum Erfolgsmodell
Das Bergfilm-Festival Tegernsee feiert seinen zwanzigsten Geburtstag
Italien hat Trient und Deutschland eben Tegernsee: ein Bergfilm-Festival, das bei Publikum und Kulturschaffenden etabliert ist. In Tegernsee feiern die Organisatoren in diesem Herbst Jubiläum: Zum zwanzigsten Mal ist die kleine Stadt Gastgeber eines internationalen Bergfilm-Festivals mit ausgeschriebenem Wettbewerb – und damit für fünf Tage Basislager der großen Bergsteiger-Community. Auch wenn Bergfreunde aus aller Welt inzwischen nach Tegernsee schauen, die Premiere der Veranstaltung 2003 geriet zur Zitterpartie. „Am Anfang wusste keiner, ob das was wird“, erinnert sich Michael Pause, der bis heute als künstlerischer Leiter das Festival verantwortet. Doch es wurde was: Nach dem Start mit 2000 Besuchern ging es kontinuierlich nach oben – mit der Anzahl der Filme, der Tickets und der Kino-Säle. Das Experiment entwickelte sich sehr schnell zum Erfolgsmodell.
Angestoßen hatte alles der 2009 verstorbene Journalist und Dokumentarfilmer Otto Guggenbichler. Der Tegernseer wollte das Genre Bergfilm endlich auch in Deutschland repräsentiert sehen – nicht nur im Ausland. Auf Guggenbichlers Initiative gründete die Stadt Tegernsee mit Unterstützung des Deutschen Alpenvereins (DAV), des Bayerischen Rundfunks (BR) und der Tegernseer Tal Tourismus GmbH das Bergfilm-Festival. Schirmherr war der ehemalige Bundesminister Heiner Geißler. „Die Anfangsphase hat bei vielen Unterstützern so etwas wie einen Pioniergeist entfacht, obwohl wir das Format nicht neu erfunden haben“, erinnert sich Pause. „Wir haben bewusst das Bergfilm-Genre im Fokus behalten und auf Erweiterungen wie Forschungs-, Outdoor- und Abenteuerfilme verzichtet. Das ist erstaunlicherweise fast schon ein Alleinstellungsmerkmal.“
Der Bergfilm begeistert mit der Authentizität der Dokumentationen bis heute und hat an Reiz nichts verloren. Er findet nunmehr seit zwei Jahrzehnten am Tegernsee sein Publikum. Beim einzigen offenen Bergfilm-Wettbewerb Deutschlands reichen jedes Jahr FilmemacherInnen aus aller Welt ihre neuesten Produktionen ein. Thematisch wird ein großer Bogen gespannt. Bei allen Filmen steht der Berg als Lebens-, Natur- und Erlebnisraum im Mittelpunkt. „Der Berg muss spürbar sein“, betont Pause.
Eingebettet ist das Festival selbst in das wunderschöne Panorama am Tegernsee. Kurze Wege und überschaubare Veranstaltungsorte lassen Filmemacher und Publikum in der Stadt aufeinandertreffen. Die Festival-Mischung ist somit großartig: Berge drinnen wie draußen.